Herzlichen Glückwunsch, ihr seid Eltern! Mit eurem Kind beginnt ein wunderbarer, aufregender neuer Lebensabschnitt. Doch Hand aufs Herz: Habt ihr schon geklärt, wie ihr jetzt eure gemeinsamen Finanzen organisiert? Spätestens mit der Geburt des Nachwuchses – und den damit verbundenen neuen Ausgaben und vielleicht auch geänderten Einkommensverhältnissen – wird dieses Thema brandaktuell.

Es gibt im Grunde zwei klassische Wege für Paare, ihre Finanzen zu regeln: Entweder ihr teilt euch ein einziges Gemeinschaftskonto für alle Einnahmen und Ausgaben, oder ihr behaltet getrennte Einzelkonten und rechnet alle gemeinsamen Kosten untereinander ab.

Beide Ansätze haben ihre Tücken. Das reine Gemeinschaftskonto ist zwar transparent, aber wo bleibt eure finanzielle Selbstbestimmung? Euer Partner sieht jede einzelne Ausgabe, vom Geburtstagsgeschenk für ihn selbst bis zum spontanen Kauf eines neuen T-Shirts. Und ein reines Auseinanderrechnen von getrennten Konten ist oft ein mühsamer, zeitaufwendiger und fehleranfälliger Prozess.

Ich bin überzeugt: Es geht besser, einfacher und fairer!

Ich vertrete den Ansatz, dass jeder sein eigenes Geld haben sollte. Das ist ein wichtiger Pfeiler für eure finanzielle Unabhängigkeit in der Partnerschaft, unabhängig davon, ob ihr verheiratet seid oder nicht. Wie wichtig es ist, dass ihr auch rechtlich eure Finanzen und Vermögenswerte im Blick behaltet, das habe ich bereits im Artikel zum Güterstand ausführlich erklärt – [Heiraten – So findet ihr den richtigen Güterstand für euch].

Genau deshalb empfehle ich euch das Mehrkontenmodell – auch 3-Konten-Modell genannt. Dieses Modell verbindet die Vorteile beider Welten: Ihr habt volle Kontrolle über eure eigenen Ausgaben und behaltet gleichzeitig einen glasklaren Überblick über eure gemeinsamen Familienkosten.


Warum das 3-Konten-Modell für Familien die beste Lösung ist

Das 3-Konten-Modell ist simpel und effektiv:

  1. Ein eigenes Girokonto für Partner A
  2. Ein eigenes Girokonto für Partner B
  3. Ein gemeinsames Girokonto (Haushalts- oder Familienkonto)

Mit diesem Aufbau organisiert ihr eure Finanzen nicht nur transparent, sondern wahrt auch eure individuelle finanzielle Freiheit.

Finanzielle Selbstbestimmung und Privatsphäre bleiben erhalten

Auf euren eigenen Konten landet euer jeweiliges Gehalt. Von diesen Konten bezahlt ihr eure persönlichen Ausgaben. Das können Ausgaben für Hobbys, Geschenke für den Partner (damit die Überraschung gelingt!) oder einfach Dinge sein, die nur euch betreffen und über die ihr niemandem Rechenschaft ablegen möchtet.

Stell dir vor, du bestellst ein teures Geburtstagsgeschenk für deinen Partner und er sieht die Abbuchung sofort auf dem gemeinsamen Konto. Die Überraschung wäre dahin!

Das persönliche Konto garantiert euch Privatsphäre und Unabhängigkeit. Egal wie viel der andere verdient: Über dieses Geld könnt ihr selbstbestimmt verfügen.

Bessere Übersicht über eure Familienausgaben

Das gemeinsame Konto ist der Schlüssel zur Übersichtlichkeit. Auf dieses Konto überweist ihr beide monatlich einen festen Betrag (dazu gleich mehr). Von hier aus werden alle gemeinsamen Ausgaben beglichen:

  • Miete/Kreditraten für die gemeinsame Wohnung/Haus
  • Nebenkosten (Strom, Gas, Wasser)
  • Lebensmittel und Drogerieartikel
  • Versicherungen (Haftpflicht, Hausrat, etc.)
  • Kosten fürs Auto
  • Kosten für das Kind (Kita, Kleidung, Spielzeug)
  • Gemeinsamer Urlaub

Der große Vorteil: Ihr seht auf einen Blick, wie viel Geld ihr als Familie im Monat wirklich benötigt. Und das Beste: Ihr vermeidet das lästige und zeitfressende Hin- und Her-Rechnen von gemeinsamen Ausgaben, die von den jeweiligen Einzelkonten bezahlt wurden. Ihr wisst genau, wo euer Geld als Familie „hinbleibt“.


Kontovollmacht vs. Kontoinhaber: Wer darf auf welches Konto zugreifen?

Das Thema Zugriff ist bei der Kontenstruktur entscheidend, vor allem wenn es um Notfälle geht.

Zugriff auf das eigene Einzelkonto

Auf das eigene Konto hat immer nur der Kontoinhaber direkten Zugriff.

  • Ihr beide als Partner habt NICHT automatisch Zugriff auf das Einzelkonto des anderen. Das ist ein Irrglaube und ein wichtiger Punkt, der für die Wahrung eurer Privatsphäre spricht.
  • Wollt ihr euch gegenseitig im Notfall absichern – etwa bei Krankheit oder Unfall –, dann müsst ihr euch gegenseitig eine Kontovollmacht erteilen.

Was du tun musst: Kontovollmacht erteilen. Wendet euch an eure Banken und füllt das entsprechende Formular für eine Kontovollmacht aus. Mit einer solchen Vollmacht könnt ihr sicherstellen, dass euer Partner auch dann Rechnungen bezahlen kann und an das Geld kommt, wenn ihr selbst handlungsunfähig seid.

Zugriff auf das gemeinsame Familienkonto

Das gemeinsame Konto wird als Gemeinschaftskonto eröffnet. Hier seid ihr beide als gleichberechtigte Kontoinhabereingetragen (meistens als sogenanntes „Oder-Konto“).

  • Ihr habt BEIDE jederzeit vollen Zugriff auf das Konto.
  • Jeder kann Überweisungen tätigen, Bargeld abheben und Lastschriften einrichten oder widerrufen.
  • Es ist ratsam, dass ihr beide eine eigene Zahlungskarte (Girocard und/oder Debit-/Kreditkarte) für dieses Konto habt.

Wichtig: Das Guthaben auf dem Gemeinschaftskonto gehört euch im Zweifel zu gleichen Teilen, es sei denn, ihr habt vertraglich etwas anderes geregelt. Aber da es ja für gemeinsame Ausgaben gedacht ist, sollte das im Normalfall passen.


Drei Konten – dreimal Kontoführungsgebühren? Nicht unbedingt!

Jetzt denkst du vielleicht: Drei Konten zu führen, das kostet doch dann auch 3x Kontoführungsgebühr!

Diese Sorge kann ich dir nehmen! In den meisten Fällen ist das heutzutage nicht mehr der Fall. Viele Direktbanken bieten Girokonten kostenlos an, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt werden. Gerade für uns als Eltern und junge Familien, die jeden Euro zweimal umdrehen, ist es wichtig, unnötige Gebühren zu vermeiden.

Die gängigen Wege zum kostenlosen Girokonto

Die meisten Direktbanken verzichten auf eine monatliche Kontoführungsgebühr, wenn eine der folgenden Bedingungen erfüllt wird:

  1. Monatlicher Mindest-Geldeingang: Oftmals entfällt die Gebühr schon ab einem regelmäßigen Geldeingang, der meist bei 700 Euro pro Monat liegt. Wenn ihr beide ein eigenes Einkommen habt, ist die Kontoführung für eure beiden Einzelkonten dadurch in der Regel schon kostenlos.
  2. Jüngere Kunden: Manche Banken bieten das Konto für junge Erwachsene (oft bis 28 Jahre) generell kostenlos an.
  3. Aktivitäts-Nachweis (unabhängig vom Geldeingang): Einige moderne Banken, besonders Direktbanken, bieten das Konto auch dann kostenlos an, wenn ihr es aktiv nutzt – zum Beispiel durch mobiles Bezahlen.

Unser Beispiel: Drei kostenlose Konten bei der comdirect

Ich kann hier aus eigener Erfahrung sprechen. Wir haben unser 3-Konten-Modell unter anderem bei der comdirect eingerichtet und konnten so insgesamt 3 kostenlose Konten erhalten: zwei Einzelkonten und ein Gemeinschaftskonto.

Aktuell sind die Konditionen dort wie folgt:

Das comdirect Girokonto ist kostenlos, wenn ihr eine der folgenden Bedingungen erfüllt:

  • Ihr habt einen monatlichen Mindest-Geldeingang von 700 Euro ODER
  • Ihr führt mindestens 3 Zahlungen im Monat mit Google Pay oder Apple Pay durch ODER
  • Ihr führt monatlich einen Trade oder einen Wertpapiersparplan aus.

Warum das für euch als Familie perfekt ist:

  1. Zwei Einzelkonten: Wenn ihr beide arbeitet und euer Gehalt von über 700 Euro auf das jeweilige Einzelkonto eingeht, sind diese Konten für euch kostenlos.
  2. Ein Gemeinschaftskonto: Wenn ihr euer gemeinsames Konto für alle Zahlungen im Supermarkt, Drogerie oder beim Online-Shopping nutzt, werdet ihr vermutlich ohnehin viel öfter als 3-mal im Monat kontaktlos mit Google Pay oder Apple Pay bezahlen. Dadurch ist auch euer Gemeinschaftskonto kostenlos.

Das Ergebnis: Ihr habt ein perfekt organisiertes, faires Finanzsystem – und das ganz ohne Kontoführungsgebühren!


Dein Fahrplan: So richtest du das 3-Konten-Modell für deine Familie ein

Damit ihr nicht nur wisst, was ihr tun sollt, sondern auch wie, habe ich hier eine konkrete Schritt-für-Schritt-Anleitung für euch:

Schritt 1: Klärt die Aufteilung der Kosten

Setzt euch in Ruhe zusammen und sprecht über eure monatlichen Einnahmen und Ausgaben. Nur wenn ihr wisst, wie viel ihr als Familie monatlich braucht, könnt ihr einen fairen Beitrag für das gemeinsame Konto festlegen.

  • Der Einfachheit halber: Listet alle gemeinsamen monatlichen Fixkosten (Miete, Versicherungen, etc.) und die durchschnittlichen variablen Kosten (Lebensmittel, Kind) auf.
  • Bestimmt den monatlichen Gesamtbedarf für das gemeinsame Konto.

Schritt 2: Legt die Einzahlungsregelung fest

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Beitrag zum gemeinsamen Konto zu regeln – wählt die, die sich für euch am fairsten anfühlt. Hier die gängigen Modelle im Überblick:

Modell 1: Gleicher Betrag Bei diesem Modell zahlt ihr beide denselben fixen Betrag ein (zum Beispiel jeder 800 Euro). Der Vorteil daran: Es ist am einfachsten umzusetzen und sorgt für klare Verhältnisse.

Modell 2: Prozentualer Beitrag Hierbei zahlt ihr einen prozentual gleichen Anteil eures Gehalts ein (zum Beispiel 40 % des jeweiligen Nettogehalts). Das ist fairer bei stark unterschiedlichen Einkommen, da die finanzielle Belastung proportional zum Verdienst ist.

Modell 3: Einer zahlt alles In diesem Fall geht das volle Einkommen des Hauptverdieners aufs Gemeinschaftskonto. Der andere Partner erhält entweder ein festgelegtes „Taschengeld“ oder zahlt einen kleineren, fixen Betrag bei. Dieses Modell ist sinnvoll, wenn ein Partner deutlich mehr verdient oder wegen Kinderbetreuung nicht oder nur in Teilzeit arbeitet.

Schritt 3: Das passende Girokonto finden

Bevor ihr das dritte Konto eröffnet, solltet ihr euch über die Konditionen informieren. Achtet auf diese Punkte:

  • Kostenlos: Keine Kontoführungsgebühren oder die Möglichkeit, diese durch einfache Bedingungen (wie mobiles Bezahlen oder Mindestgeldeingang) zu vermeiden.
  • Gemeinschaftskonto-Option: Die Bank muss das Konto als Gemeinschaftskonto anbieten.
  • Karten: Ideal sind kostenlose Girocard und/oder Debitkarte für jeden Kontoinhaber.
  • Mobile Payment: Möglichkeit zur Nutzung von Apple Pay und Google Pay.

Schau dir hier im Vergleich an, welche Direktbanken und Angebote aktuell die besten Konditionen für kostenlose Girokonten haben: Girokonto-Finder

Wichtiger Hinweis: Für einen Abschluss über diesen Vergleichsrechner erhalte ich eine kleine Provision. Mit dieser Provision betreibe ich meinen Blog und kann dir alle Informationen weiterhin kostenlos zur Verfügung stellen. Deine Kosten bleiben davon unberührt.

Schritt 4: Das Gemeinschaftskonto eröffnen

Habt ihr euch für eine Bank entschieden, eröffnet das Konto online als Gemeinschaftskonto (Partnerkonto). Ihr müsst beide den Antrag ausfüllen und eure Identität per Video-Ident oder Post-Ident bestätigen.

Schritt 5: Daueraufträge einrichten

Jetzt kommt die Automatisierung, die euer Leben einfacher macht:

  • Vom eigenen Konto auf das gemeinsame Konto: Richtet einen Dauerauftrag ein, der am Monatsanfang (oder sobald das Gehalt da ist) euren vereinbarten Beitrag auf das Gemeinschaftskonto überweist.
  • Gemeinsame Abbuchungen: Ändert alle Lastschriften und Daueraufträge für eure gemeinsamen Kosten (Miete, Strom, etc.) so, dass sie künftig vom neuen gemeinsamen Konto abgebucht werden.

Schritt 6: Kontovollmachten prüfen und erteilen

Geht zur Sicherheit den Punkt Kontovollmacht an: Füllt bei euren Banken (für die Einzelkonten!) die Formulare für eine Kontovollmacht aus, damit euer Partner im Notfall handlungsfähig ist.


Fazit: Finanzielle Harmonie ist keine Glückssache

Das Mehrkontenmodell mag auf den ersten Blick nach einem größeren Aufwand klingen, aber es ist die beste Grundlage für eine faire, transparente und harmonische finanzielle Partnerschaft, insbesondere als Familie. Es schützt eure Privatsphäre, schafft klare Verhältnisse und gibt euch einen klaren Überblick über eure tatsächlichen Familienkosten.

Ihr werdet sehen: Einmal eingerichtet, läuft das System automatisch, ist kostenlos und gibt euch die Freiheit, euch alle wichtigen Dinge zu ermöglichen – ohne dass ihr über jeden Cent diskutieren müsst.

Worauf wartet ihr noch? Setzt euch heute Abend zusammen und beginnt mit der Planung!


Dein nächster Schritt:

Nutze den Vergleichsrechner, um das perfekte, kostenlose Gemeinschaftskonto für euch zu finden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert